Die Schuld unserer Generation

Fassungslos saßen wir im Geschichtsunterricht, als wir Dokumentationen über Vernichtungslager auf VHS-Kassetten gezeigt bekamen. Sprachlos waren wir während des Besuchs im KZ Buchenwald. Die Verbrechen waren monströs, das Leid der Menschen erdrückend. Die Empathischen unter uns suchten Beruhigung in der Erklärung, dass das alles ja schon lange her wäre und mit uns persönlich auch nichts zu tun hätte. Die Abgeklärteren meinten, irgendwann sei es an der Zeit, einen Schlussstrich zu ziehen und sowas sei in ähnlicher Form schon in vielen Kulturen vorgekommen. Aber alle stellten sich die Frage: Wie konnte es dazu kommen? Die Generation unserer Großeltern hatte unermeßliche Schuld auf sich geladen.

Heute zerstört das neoliberale, marktkonforme Europa die Lebensgrundlagen im globalen Süden und tötet tausendfach durch bewusst unterlassene Hilfeleistung im Mittelmeer, Nordafrika und dem Nahen Osten. Staaten töten durch direkte Waffenlieferungen in Krisengebiete,  destabilisieren eine Region nach der anderen durch Geld, militärische Interventionen und geostrategische Machtspiele. Die Zivilgesellschaft ist ängstlich geworden, jeder Depp kann Terror(angst) verbreiten, gewählt wird wieder deutlich rechts von der Mitte. Heute sehe ich – nahezu live – Enthauptungen, zerfetzte Kinderkörper, Berichte von monatelang vergewaltigten Sklavinnen und sinkende Flüchtlingsboote im Internet. Die CSU fordert Obergrenzen.

Meine Generation hat unerträgliche Schuld auf sich geladen. Und ich stelle mir die Frage: Wie konnte es zu all dem kommen?

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