Aus Zeitgründen (jetzt steht zum Beispiel die Apfelernte an) passiert an dieser Stelle erstmal nichts Neues. Was ich beruflich so mache, findet Ihr hier und hier und hier.

In unserer hypervernetzten, socialmediatisierten Welt wird ausnahmslos jedes Thema und jeder noch so herbei gezerrter Anlass sofort von allen Seiten als Beleg für deren jeweilige Interpretation der Wirklichkeit missbraucht. Unabhängig davon, ob es sich um eine globale Krise, eine politische Entscheidung oder ein gesellschaftliches Ereignis handelt – alles wird primär dafür genutzt, das eigene Weltbild zu bestätigen und zu verstärken. Dies führt dazu, dass selbst die kleinste Nachricht weiteres Öl ins Feuer gießt und die ohnehin schon radikalisierten Sichtweisen noch weiter verengt werden.
In den Echokammern der Online-Netzwerken wird jede Meldung (gerne stark verkürzt) in der Form präsentiert und interpretiert, die die eigenen Überzeugungen stützt und die andere Seite diffamiert. Die vielschichtige, ineinander verwobene Realität wird auf einfache, leicht verdauliche Narrative reduziert, die das eigene Weltbild bestätigen. Wer dieses, oft mit juden- oder ausländerfeindlichen Chiffren durchsetzte, Weltbild nicht teilt oder gar hinterfragt, wird schnell als (der eigentliche) Feind der Demokratie, der Menschlichkeit oder __hier bitte einen beliebigen anderen Pfeiler der aufgeklärten Gesellschaft einsetzen__ gebrandmarkt.
Polemik, Zynismus, Aggression und eine stumpfe Rechthaberei haben die gesellschaftliche Kommunikation also mittlerweile fest im Griff. Unter dem Deckmantel des „ich frage ja nur“ und „das ist alles nicht mehr normal“ wird oftmals einfach nur lautstark die eigene Meinung proklamiert, ohne komplexe Zusammenhänge von Gleichzeitigkeit zuzulassen. Diese destruktive Kakophonie übertönt zunehmend die moderaten Stimmen, die dadurch (relativ, aber auch absolut gesehen) leiser werden.
Die Konsequenzen sind alarmierend: Anstatt das Miteinander zu stärken, zersplittert die Gesellschaft, polarisiert und entfernt sich voneinander. Wir steuern nicht nur ökologisch auf eine toxische Dystopie zu, es kotzt mich an.
Im Kartoffelkombinat begleitet uns der preisgekrönte Filmemacher Moritz Springer seit (fast) den Anfängen bis hin zu unserem eigenen Betrieb in Spielberg.
Im Juni feierte die Doku „DAS KOMBINAT“ auf dem Filmfest München ihre Premiere!
… um dann auch bundesweit in die Kinos zu kommen und auch im Herbst 2024 auf 3Sat ausgestrahlt zu werden.
–> Als Vorgeschmack gibt’s hier den Trailer <–
Es geht um solidarisches Wirtschaften, um Vergemeinschaftung von Produktionsmitteln, um die Hinterfragung von globalisierter Lieferketten und Ausbeutung von Menschen und Natur. Im klassischen Sinne also um Kapitalismuskritik. Aber eben nicht nur um die Kritik, sondern um den Versuch, es anders zu machen. Und der ist bekannterweise nicht immer leicht. Und so geht es auch um Überarbeitung, zwischenmenschliche Konflikte und die Frage nach der richtigen Größe.
Mit zahlreichen Gedanken und Impulsen geht es wieder zurück ins Kartoffelkombinat. Danke an Maja Goepel für den Austausch und Gratulation an die Utopie-Konferenz – habe selten ein so freundliches und hilfsbereites Orga-Team erlebt.
Was ich konkret mitnehme, u.a.:
a) Fühle mich sehr bestärkt darin, dass wir auf lokaler und regionaler Ebene weitere/neue Vernetzungen zu anderen Akteur*innen und Projekten starten werden.
b) Um mehr utopische Realität zu schaffen, müssen wir unseren Ansatz nicht nur replizieren, sondern auf andere Lebensbereiche erweitern.
c) Wir brauchen mehr politischen Druck für alternative ökonomische Strukturen – im Sinne von Kreisläufen, Kooperation und Lebendigkeit statt Raubbau und Ausbeutung. Die Frage ist nur: Wie machen wir das?
d) Wodurch können wir (wieder) individuell und als Menschheit mit der Natur verbunden werden, um uns als (vulnerablen) Teil des Ökosystems zu begreifen?
e) Wir sind wirksame Wesen. Unsere Wirkungsrichtungen müssen aktiv lebensbejahend gestaltet werden.
f) Für eine gesellschaftliche und ökonomische Transformation müssen wir die Herzen der Menschen gewinnen, Argumente alleine haben nicht die Kraft dazu.
Vor zwei Jahren begleitete ich unseren Sohn zur Einschulung in die Realschule. Die Fünftklässler*innen stehen mit ihren Eltern in der Aula und werden vom Direktor empfangen. Er sagte zu den Kindern: „Was ist der große Unterschied zwischen der Grundschule und dieser? Hier kommt Ihr als Kinder rein und geht als Erwachsene wieder raus. Unsere Aufgabe ist es, Euch auf diesem Weg zu begleiten.“ – Ich war schwer beeindruckt. Mein Direktor sagte damals zum Start der 5. Klasse: „Ihr seid jetzt 150, die Hälfte davon wird hier keinen Abschluss machen.“
Ich komme gerade vom Bandabend eben dieser Schule nach Hause. Viele Klassen und Schulbands haben einen ganzen Abend lang ziemlich cool abgeliefert. Von einfachen Songs wie „Let it be“ bis „Bohemian Rhapsody“ und „Radio Gaga“, u.a. performt von vier Lehrerinnen in weißen Unterhemden und angeklebten Freddy-Mercury-Bärten. Es war eine Mordsgaudi und niemanden der ca. 400 Anwesenden hielt es noch auf den Sitzen. Der Abend war auch der Abschied der Zehntklässler*innen – ganz am Ende ergriff eine Schülerin das Mikrofon und bedankte sich beim Musiklehrer und Leiter des Abends: „Seit der Fünften waren wir bei Ihnen … (kurze Pause, um die Tränen wegzuwischen und sich wieder zu sammeln) … vielen Dank für die viele Zeit, die wir mit Ihnen verbringen durften … die vielen tollen Songs, die wir gemeinsam gespielt haben … und dass wir so viel von Ihnen lernen durften.“
So kann Schule also auch sein. Lebendig, positiv, zugewandt. Die meinen das also wirklich ernst mit der Begleitung auf dem Weg zum Erwachsenwerden. Dafür bin ich der Schule, dem Direktor und den Lehrer*innen sehr dankbar.
Aus Gründen geht’s bei Mastodon seit Anfang der Woche in Bezug auf neue Accounts (relativ betrachtet) ziemlich ab. Das ist schön, denn neben freiem Wissen (Wikipedia) und freien Karten (Open Street Maps), ist ein freies Netzwerk eine weitere wichtige Säule, um Konzernmachtkonzentration zu verringern*.
It’s scary that 1) he believes this nonsense, 2) posts this nonsense, and 3) will be controlling a huge social media platform while pushing this nonsense. Imagine thinking the right hasn’t moved far right since 2008 (!) or isn’t the source of political polarization in America. 🤦🏽♂️ https://t.co/vCaMWYzWdt
— Mehdi Hasan (@mehdirhasan) April 28, 2022
Ob ich mich mit der „Tribe-Struktur“ bei Mastodon anfreunden werde, muss ich noch sehen. Damit meine ich, dass mit der Wahl der Instanz eine Art Zugehörigkeit im „Fediverse“ verbunden wird. Das hat Vor- und Nachteile. Es fängt schon damit an, dass man sich erstmal überlegen muss, zu welchem Thema man posten will.
Vor einem Jahr registrierte ich auf Einladung von CIPRA einen Account auf knotenpunkt-alpen.de, da war dann nichts los und die o.g. etwas sperrige Fediverse-Logik führte – zumindest bei mir – nicht dazu, dass ich Lust bekam weiter einzutauchen. Jetzt also und zweiter Versuch und da war mir die Instanz zu fokussiert auf nur ein Thema. Ausserdem trägt die eigentlich gelungene, nerdige Benamung (zumindest bei Nicht-Mastodonnutzer*innen) zur Irritation bei – speziell da dieses Netzwerk sowieso erstmal erklärungsbedürftig ist. Hatte dann überlegt, zu mastodon.green** zu gehen, bin jetzt aber doch beim generischen mastodon.social gelandet. Ihr findet meinen Account darum jetzt unter mastodon.social/@ueberall.
Eine umfassende Erläuterung zum Mastodon-Ökosystem (und Tipps zu vielen weiteren freien Diensten) gibt’s hier bei kuketz und hier noch eine gute Erklärung zum Netzwerkeffekt und den Wechselbarrieren.
*) Wobei ich die Gestaltung und Funktionalität vieler kommerzieller Dienste/Anbieter durchaus nutze und zu schätzen weiß.
**) Das Kartoffelkombinat ist dafür jetzt dort: mastodon.green/@kartoffelkombinat
Wir befinden uns in der vierten Kriegswoche: Millionen Menschen sind auf der Flucht, die Hilfsbereitschaft quer durch alle europäischen Länder ist beispiellos und auch die großen NGOs formieren sich langsam. Deren Hilfe ist unabdingbar, denn die kleinen Hilfsorganisationen, getragen durch tausende von Freiwilligen, haben bei weitem nicht diese Hebelwirkung (siehe Schienenbrücke der DB). Gleichzeitig macht Größe unflexibel und langsam, darum ist das Zusammenspiel von „viel“ und „schnell“ in Krisensituationen der Schlüssel für erfolgreiche Hilfsstrukturen.
Was meinen wir damit konkret? An der slowakisch-ukrainischen Grenze kommen Hilfstransporte an, die aber meist nicht direkt in die Warenlager auf der ukrainischen Seite fahren – z.B. weil die Fahrzeuge in der Ukraine keinen Versicherungsschutz hätten. Also werden die Hilfsgüter auf der slowakischen Seite abgeladen, um dann in ukrainische Fahrzeuge eingeladen zu werden. Von dem hohen Zusatzaufwand (und dadurch gebundenen Helferkapazitäten) abgesehen, fehlen schlichtweg ukrainische Fahrer, denn die kämpfen an der Front bzw. dürfen das Land sowieso nicht verlassen.
Unsere Partner vor Ort haben deswegen folgende Idee: Ukrainerinnen machen im Schnellverfahren den benötigten Führerschein für größere Transporter und können dadurch die Hilfsgüter auf slowakischer Seite abholen. 40 Kandidatinnen haben sie schon auf der Liste, jetzt gilt es noch die Bedingungen mit der/den Fahrschule(n) zu klären – das macht das Netzwerk vor Ort – und die Aktion (mit) zu finanzieren, dabei wollen und können wir wieder helfen … oder?
https://www.betterplace.org/de/projects/106995-ukraine-mehl-generatoren-logistik
Nach ungefähr einem halben Jahr Vorbereitungszeit war es am 11. und 12. August endlich soweit: Die AG Bier der Kartoffelkombinat eG hat in der Münchner Bio-Brauerei Haderner Bräu unseren allerersten Sud gebraut – rund 4.000 Liter! Wie aus Wasser, verschiedenen Malzsorten, unserem Hopfen namens „Ariana“ und Hefe das Brotzeitbier wurde, haben wir für Euch in einer kurzen Brau-Doku festgehalten:
Hier gibt’s weitere Infos zum (nicht im Handel erhältlichen) Bier und dem Sud 1.
Viel ist inzwischen bei München muss handeln passiert, hier nachzulesen, vorerst abschließend zwei Videos von der Veranstaltung am 27.2.
Kurz:
Lang:
Das Bündnis München muss handeln beruft ab sofort einen (Klima)Krisenstab ein. Mit der Installation des (Klima)Krisenstabes übernimmt „München muss handeln“ – und mit dem Bündnis hunderte von Organisationen und Unternehmen der Zivilgesellschaft – was die politisch Verantwortlichen im Münchner Rathaus versäumt haben.
„Der brasilianische Urwald brennt, das arktische Meereis schmilzt und die Permafrostböden tauen 70 (!) Jahre früher als erwartet. Was braucht es noch, damit die Münchner Politik endlich und radikal handelt? Jetzt reicht’s, der Stadtrat muss raus aus der Komfortzone, jetzt muss endlich was passieren!” so die Initiator*innen von „München muss handeln“.
Bereits am Wochenende nahm der Krisenstab auf dem Streetlife Festival seine Arbeit auf.
„München muss handeln“ fordert, dass die von Fridays for Future München und den Scientists for Future München ausgearbeiteten 31 Maßnahmen unverzüglich umgesetzt werden, um die Ziele des Klimaschutzabkommens von Paris einzuhalten. Die zentrale Aufgabe des (Klima)Krisenstabes ist es, sich mit unterschiedlichsten Aktionen in den kommenden Monaten aktiv in die Stadtpolitik einzubringen und die von der Gesellschaft gewählten Politiker*innen an ihre Verantwortung gegenüber den Bürger*innen zu erinnern. Der (Klima)Krisenstab wird dafür an unterschiedlichen Orten in München öffentlich und öffentlichkeitswirksam seiner Arbeit nachgehen.
1 SMS = 10 € = 10 Minuten Krisenstab
Sende per SMS krisenstab10 (krisenstab5) an 81190
(10€/5€) werden per Handyrechnung verbucht.)
Kontakt:
krisenstab@muenchen-muss-handeln.de
www.muenchen-muss-handeln.de
#muenchenmusshandeln