Die Zersplitterung der Realität

In unserer hypervernetzten, socialmediatisierten Welt wird ausnahmslos jedes Thema und jeder noch so herbei gezerrter Anlass sofort von allen Seiten als Beleg für deren jeweilige Interpretation der Wirklichkeit missbraucht. Unabhängig davon, ob es sich um eine globale Krise, eine politische Entscheidung oder ein gesellschaftliches Ereignis handelt – alles wird primär dafür genutzt, das eigene Weltbild zu bestätigen und zu verstärken. Dies führt dazu, dass selbst die kleinste Nachricht weiteres Öl ins Feuer gießt und die ohnehin schon radikalisierten Sichtweisen noch weiter verengt werden.

In den Echokammern der Online-Netzwerken wird jede Meldung (gerne stark verkürzt) in der Form präsentiert und interpretiert, die die eigenen Überzeugungen stützt und die andere Seite diffamiert. Die vielschichtige, ineinander verwobene Realität wird auf einfache, leicht verdauliche Narrative reduziert, die das eigene Weltbild bestätigen. Wer dieses, oft mit juden- oder ausländerfeindlichen Chiffren durchsetzte, Weltbild nicht teilt oder gar hinterfragt, wird schnell als (der eigentliche) Feind der Demokratie, der Menschlichkeit oder __hier bitte einen beliebigen anderen Pfeiler der aufgeklärten Gesellschaft einsetzen__ gebrandmarkt.

Polemik, Zynismus, Aggression und eine stumpfe Rechthaberei haben die gesellschaftliche Kommunikation also mittlerweile fest im Griff. Unter dem Deckmantel des „ich frage ja nur“ und „das ist alles nicht mehr normal“ wird oftmals einfach nur lautstark die eigene Meinung proklamiert, ohne komplexe Zusammenhänge von Gleichzeitigkeit zuzulassen. Diese destruktive Kakophonie übertönt zunehmend die moderaten Stimmen, die dadurch (relativ, aber auch absolut gesehen) leiser werden.

Die Konsequenzen sind alarmierend: Anstatt das Miteinander zu stärken, zersplittert die Gesellschaft, polarisiert und entfernt sich voneinander. Wir steuern nicht nur ökologisch auf eine toxische Dystopie zu, es kotzt mich an.

Mastodon – ein (zweiter) Versuch

Aus Gründen geht’s bei Mastodon seit Anfang der Woche in Bezug auf neue Accounts (relativ betrachtet) ziemlich ab. Das ist schön, denn neben freiem Wissen (Wikipedia) und freien Karten (Open Street Maps), ist ein freies Netzwerk eine weitere wichtige Säule, um Konzernmachtkonzentration zu verringern*.

Ob ich mich mit der „Tribe-Struktur“ bei Mastodon anfreunden werde, muss ich noch sehen. Damit meine ich, dass mit der Wahl der Instanz eine Art Zugehörigkeit im „Fediverse“ verbunden wird. Das hat Vor- und Nachteile. Es fängt schon damit an, dass man sich erstmal überlegen muss, zu welchem Thema man posten will.

Vor einem Jahr registrierte ich auf Einladung von CIPRA einen Account auf knotenpunkt-alpen.de, da war dann nichts los und die o.g. etwas sperrige Fediverse-Logik führte – zumindest bei mir – nicht dazu, dass ich Lust bekam weiter einzutauchen. Jetzt also und zweiter Versuch und da war mir die Instanz zu fokussiert auf nur ein Thema. Ausserdem trägt die eigentlich gelungene, nerdige Benamung (zumindest bei Nicht-Mastodonnutzer*innen) zur Irritation bei – speziell da dieses Netzwerk sowieso erstmal erklärungsbedürftig ist. Hatte dann überlegt, zu mastodon.green** zu gehen, bin jetzt aber doch beim generischen mastodon.social gelandet. Ihr findet meinen Account darum jetzt unter mastodon.social/@ueberall.

Eine umfassende Erläuterung zum Mastodon-Ökosystem (und Tipps zu vielen weiteren freien Diensten) gibt’s hier bei kuketz und hier noch eine gute Erklärung zum Netzwerkeffekt und den Wechselbarrieren. 


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*) Wobei ich die Gestaltung und Funktionalität vieler kommerzieller Dienste/Anbieter durchaus nutze und zu schätzen weiß.

**) Das Kartoffelkombinat ist dafür jetzt dort: mastodon.green/@kartoffelkombinat



Ein Drama

Seit mittlerweile sechs Monaten streiken SchülerInnen und StudentInnen unter dem Namen FridaysForFuture dafür, dass endlich adäquate Maßnahmen ergriffen werden, um die im Pariser Klimaschutzabkommen festgelegten Ziele noch zu erreichen. Die bisherige Tragödie in vermutlich noch vielen weiteren Akten:

Fridays for Future: „Die planetaren Grenzen sind überschritten, unsere Lebensgrundlagen sind existentiell bedroht. Wenn jetzt nicht unverzüglich, massiv und zielgerichtet gehandelt wird, fährt hier der ganze Laden an die Wand.“

Politik: „In Deutschland herrscht Schulpflicht, lernt erstmal was!“

Parents for Future: „Moment, wir sind die Eltern und unterstützen die Forderungen.“

Politik: „Ist ja ganz nett, aber Klimaschutz muss man den Profis überlassen.“

Scientists for Future: „Moment, wir sind die Profis und die FFFs haben Recht.“

Politik: „Ah ok, aber es geht um Arbeitsplätze. Oder wollt Ihr das alles mit Eurem Taschengeld bezahlen?“

Entrepreneurs for Future: „Moment, wir sind die Arbeitgeber und die FFFs haben Recht.“

Politik: „Wir sollten nicht voreilig handeln und den gesellschaftlichen Diskurs suchen.“

Die Gesellschaft: „OB IHR DEN SCHUSS NICHT GEHÖRT HABT, HABEN WIR GEFRAGT?“

Die Politik: … irgendwas mit blauen Haaren, Flugtaxis und Schnitzel …

Die zu erwartende Klimaentwicklung

Der eloquente, kompetente und glücklicher Weise medial sehr präsente Prof. Harald Lesch am 30.04.2019 über die Zusammenhänge, Kipp-Punkte und den gesunden Menschenverstand in Bezug auf den anthropogenen Treibhauseffekt:

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Hier gibt es die Folien zum Download.

Weltbodentag

Heute ist Weltbodentag. Nicht nur der reale Boden – d.h. das fruchtbare Ackerland und somit der Ursprung unserer Lebensmittel wird immer weniger und stellt damit nach dem Klimawandel und neben dem Zugang zu sauberem Trinkwasser einen der limitierenden Faktoren des Fortbestandes der Spezies Mensch dar, auch der sprichwörtliche Boden, auf dem vernünftigerweise mit beiden Beinen fest gestanden werden sollte, verschwindet zunehmend.

Die einen heben ab und sind völlig losgelöst von der Erde (Stichwort „obere Mittelschicht“), den anderen zieht es bzgl. Einkommen vs. Mieten und Lebenshaltungskosten den Boden unter den Füßen weg. Freier Fall.

Boden war wohl selten so wichtig wie derzeit.

(Linktipp: Bodenatlas)

Trump, das Furunkel am Arsch der Menschheit

„Manche Eltern wurden bereits wieder nach Guatemala oder Honduras abgeschoben, während ihre Kinder Tausende Meilen entfernt in Texas, New York oder Kalifornien feststecken. Die Telefonnummer, die die Regierung ausgegeben hat, ist völlig überlastet, und die Helfer am anderen Ende können die immer gleiche Frage meistens auch nicht beantworten: Wo ist mein Kind? Und selbst wenn eine Mutter oder ein Vater erfährt, wo ihr Kind steckt, wer soll die Flüge nach Hause bezahlen? Etwa 500 Kinder sollen inzwischen zu Eltern oder Verwandten geschickt worden sein, aber genau weiß es keiner.“

> zum Artikel

schwieriges Erbe

Letzte Woche habe ich mich (und bei Twitter/FB) gefragt, ob es irgendwo einen Artikel gibt, in dem über eine Gesellschaft ohne Erbschaft nachgedacht wird? Was wären die Folgen? Wie würden wir leben und sterben bzgl. Eigentum, Kapitalverteilung, Familienunternehmen, Chancengleichheit, …

Die Antworten waren das (das nicht, aber passt als Gegenrede dazu) und das und das und das und die Info zu einem Buch das gerade zu diesem Thema geschrieben wird.

Eine Gesellschaft ohne Individualerbschaft könnte potentiell eine Bessere sein. Aber wie Thomas anmerkte: „Das würde das Grundgrundgrundpinzip der Evolution verneinen. Damit würde eine der archaischsten Sinngebungen der Menscheit durch ein Kuturprinzip ersetzt. Das muss man anthropogen erst mal hinbekommen.“ – wie immer ist es kompliziert.

Nächste Woche werde ich 40

Nächste Woche werde ich 40.
Und ich will Geldgeschenke.
Von jedem/jeder von Euch!
 
a) Entweder Ihr werdet für 40 Euro im Jahr Fördermitglied bei der IHA – InterEuropean Human Aid Association und schenkt mir, Euch und vor allem Menschen in Not einen systemischen Ansatz, die Bedingungen in Flüchtlingsunterkünften, z.B. in Griechenland, menschenwürdiger zu gestalten. Mehr Infos zur IHA findet Ihr auf der Website www.iha.help und Mitglied könnt Ihr hier werden: www.iha.help/mitglied-werden/
 
b) Oder Ihr schenkt Baraa (Foto), einem syrischen Jungen, dessen Mutter und Bruder bei einem Unfall vor seinen Augen verbrannten die Chance auf ein neues Leben (mehr Hintergrund). Anna, eine Freundin von mir, ist im Helferteam tätig, das zusammen mit der World Care Foundation das Notwendigste organisieren, denn Vater und Sohn haben nichtmal ein temporäres(!) Visum für OPs in Deutschland bekommen. Miete und Essen sind noch für ca. einen Monat über Spenden gedeckt, aber noch keine Transporte zu den OPs nach Ankara. Hier bitte auch gerne regelmäßig 40 Euro spenden, Baraa hat noch einen langen Weg vor sich. Hier könnt ihr spenden: https://mydonate.bt.com/fundraisers/shoaibtariq2
Konto: World Care Foundation
IBAN: GB15ABBY09012862312490
Betreff: Baby Baraa
BIC/SWIFT CODE:ABBYGB2LXXX
(SANTANDER UK PLC)
 
Ich danke Euch! ❤️
Bitte teilt meinen Aufruf!
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Subsidiärer Schutz – oder wenn Unmenschlichkeit Gesetz wird

Versucht Euch vorzustellen, es wäre Krieg. Viele Freunde und Verwandte wurden verschleppt, gefoltert, sind tot.
Eines Eurer Kinder hat es aber über teure und gefährliche Wege in ein sicheres Land geschafft. Hauptgewinn – denn jetzt dürftet Ihr legal nachkommen. Der Haken: Eure anderen Kinder müsst Ihr bei Terror und Tod zurücklassen. Unvorstellbar?

Für Innenminister de Maiziére, die Kanzlerin und die große Koalition aus christlichen(!) und sozialen(!) Parteien kein Problem. #Augenaufbeiderbundestagswahl

> zur FAZ-Artikel „Flüchtlingsjunge kehrt freiwillig zurück nach Syrien“