IHA – Schnelle Hilfe für akute Notlagen

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Die Erfahrungen an der ungarisch-serbischen Grenze Anfang September haben das gesamte Team sehr geprägt und wir sehen den dringenden Bedarf, flüchtenden Menschen in akut auftretenden Notlagen durch ähnliche Hilfsaktionen zur Seite zu stehen. Denn die Situation der Flüchtlinge an den Außengrenzen der Europäischen Union ist dramatisch. Es fehlt an allem, es gibt nur wenig behördliche Hilfe, die Arbeit der NGOs wird behindert.

Darum haben wir eine kleine Organisationsstruktur (Datenbank für Volunteers, Website und Kommunikationstools) mit dem Namen IHAInterEuropean Human Aid Association“ geschaffen, über die im Bedarfsfall – und während ich diese Zeilen schreibe, überschlagen sich die Hilferufe aus Serbien – innerhalb weniger Stunden reagiert werden kann.

Hierdurch können zwei Engpässe beseitigt werden, die im Zweifel Menschenleben kosten:

  1. Die Zeit wird überbrückt, bis die großen NGOs (UNHCR, MSF, STC) vor Ort sind, mit denen wir kooperieren und in ständigem Kontakt stehen.
  2. Als Team bestehend aus Privatpersonen können wir handeln, wo anderen aus diplomatischen/politischen Gründen die Hände gebunden sind.

Bitte meldet Euch als Akut-Helfer (= dort hinfahren, wo die Not am größten ist), Geld- und Sachspender und/oder Multiplikator: http://www.iha.help

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Die Zivilisation geht vor die Hunde

2015-09-13-09.12.45

In der vergangenen Woche habe ich drei Fahrten nach Ungarn organisiert. Bei zweien davon war ich selbst mit dabei und tue mir schwer, das Erlebte so zu berichten, dass die Ausmaße des Leids und der Katastrophe begreifbar werden.

Darum bin ich sehr froh darüber, das Travis aus unserem Team ihre Gedanken hier schon mal zu Papier gebracht hat.

Danke für Eure Spenden, ohne die wäre unsere Hilfe vor Ort nicht möglich gewesen! Z.b. haben wir mit dem Bauern eine Vereinbarung über das hier gezeigten Gewächshaus getroffen:


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Husch, husch, husch – Neger in den Busch

Da ziehen sie wieder öffentlich und ungeniert durch die Straßen, die Ausländerfeinde und Menschenhasser. Machen Jagd auf Flüchtlinge und zünden Unterkünfte an. „Wer Deutschland nicht liebt, soll Deutschland verlassen!

Dass „die Afrikaner“ aber ja gerade nach Europa und Deutschland kommen, weil es hier so attraktiv ist, übersteigt den dialektischen Horizont dieser geifernden Orks ebenso, wie ihr eigener Einfluss auf die Flüchtlingsströme dadurch, dass sie ihr Dosenbier beim Discounter und ihr Brot im Backshop kaufen. Über den Zusammenhang des eigenen Lebensstils mit der Ausbeutung von Menschen oder der Zerstörung von Lebensgrundlagen (speziell in Afrika, zunehmend aber auch in Südamerika) kann man mit erhobenem rechten Arm eben nicht so gut nachdenken.

Doch es ist ganz einfach: mehr billig = weniger Busch = nix husch husch.

Irgendwer muss die externalisierten Kosten ja tragen. Irgendwo muss die Urproduktion für Lebens- und Futtermittel sowie Biosprit ja stattfinden. Kostendruck war gestern, Enteignung und Zwangsverkauf von Grund und Boden sind zunehmend an dessen Stelle getreten. Landraub (engl. Landgrabbing) ist seit Jahren ein massives Problem, fliegt aber aus unerfindlichen Gründen für die meisten unter dem Radar. Die Aneignung von Boden ist so alt wie die Menschheit – bedingt durch das Bevölkerungswachstum, die ständig steigende Fleischproduktion, welche immer mehr Futtermittel benötigt und stetig abnehmende Ressourcen avanciert Landraub zunehmend zu einer Zeitbombe mit enormer sozialer Sprengkraft. So lange wir nicht aufhören, auf Kosten der restlichen Welt zu leben und eine ernsthafte Diskussion um Verteilungsgerechtigkeit und den Zugang zu Ressourcen führen, werden immer mehr der „Armutsflüchtlinge“ kommen … und zwar zu Recht.

„LANDRAUB portraitiert die Investoren und ihre Opfer. Ihr Selbstbild könnte unterschiedlicher nicht sein. Die einen sprechen von gesundem Wirtschaften, Sicherung der Nahrungsversorgung und Wohlstand für alle. Die anderen erzählen von Vertreibung, Versklavung und vom Verlust der wirtschaftlichen Grundlagen.“ (Zitat von Filmwebsite)


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Kinostart in Deutschland: 08. Oktober 2015

Und bis wir eine andere Landwirtschaftspolitik haben und Externalisierung verboten wird, gehen wir einfach weiterhin wie folgt vor:

1. Wir versenken die Flüchtlingsboote – damit weniger losfahren.
2. Wir lassen Flüchtlinge im Mittelmeer sterben – spart kosten und schreckt ab.
3. Wir bauen höher Zäune. (hier als Computerspiel)
4. Weisen mehr sichere Drittstaaten aus und machen damit den Balkan dicht.
5. Wer es dann immer noch schafft, den bewerfen wir eben mit Steinen.

Dünn ist der Lack der Zivilisation

Asylunterkünfte brennen, „Zeitungen“ hetzen …

Bild hetzt gegen Griechenland
Bild hetzt gegen Griechenland

… „Minister“ polemisieren …

… und „besorgte Bürger“ marschieren:


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Gute Flüchtlinge, schlechte Flüchtlinge

Heribert Prantl schrieb in der SZ: „Das Rettungsprogramm Mare Nostrum, das Italien nach der Katastrophe von Lampedusa begonnen hatte, ist beendet worden. Die EU hat sich geweigert, es zu finanzieren. Die Kosten für das Rettungsprogramm hätten denen entsprochen, die demnächst für den Gipfel der Staats-und Regierungschefs in Elmau aufgewendet werden müssen. Der dauert zwei Tage. Mit dem Geld könnte man 365 Tage Rettung organisieren. Sind das die Wertigkeiten, die in Europa gelten? Diese Union tötet; sie tötet durch Unterlassen, durch unterlassene Hilfeleistung.

Man könnte auch noch weitergehen und Vorsatz unterstellen. Die Flüchtlinge werden vorsätzlich nicht gerettet, um nämlich durch die vielen Toten weitere Menschen von der Flucht abzuhalten. Denn nachdem die Landwege nach Europa dicht gemacht wurden, bleibt letztlich nur noch der schwer kontrollierbare Seeweg.

Schuld daran, dass das Mittelmeer (seit Jahren!) zum Leichenhaus Europas wurde, sind die kriminellen Schleuserbanden. Gegen die muss hart vorgegangen werden wie es Sigmar Gabriel fordert: „Alle europäischen Polizei- und Grenzbehörden müssen mit aller verfügbaren Kraft den Kampf gegen kriminelle Schleuserbanden aufnehmen, die mit dem Elend von Menschen Geschäfte machen. Wir brauchen einen internationalen Einsatz gegen Schlepperbanden. Und wir müssen den Ländern – zurzeit vor allem Libyen – helfen, stabile Strukturen aufzubauen und mit dem Flüchtlingsstrom fertig zu werden.

Fassen wir zusammen: die Schlepper sind die Bösen und – vor allem Libyen – muss geholfen werden. Na, so schwer kann das ja nicht sein. Einfach ein paar Millionen mehr an Frontex für die Schurkenjagd und ein paar Berater für – vor allem – Libyen. Oder?

Von den unzähligen politischen Flüchtlingen abgesehen, lohnt es sich zu fragen, warum derzeit so viele Menschen auf der Flucht sind, wie seit dem zweiten Weltkrieg nicht?

Vielleicht hat es damit zu tun, dass europäische Fangflotten die Küstengewässer Afrikas leer fischen und die Menschen dort dann weder Nahrung noch Arbeit haben?

Oder damit, dass wir Europäer so gerne Medaillons und Filet essen, die übrigen Teile der Hühner und Schweine dann auf den Märkten des globalen Südens zu subventionierten Dumpingpreisen verscherbeln, dort die lokalen Erzeuger keine Umsätze mehr machen, pleite gehen und verarmen?

Hat es etwas damit zu tun, dass wir als drittgrößter Waffenexporteur von den Krisen der Welt profitieren und damit saumäßig viel Geld verdienen?

Ist das eben der Preis, den jemand anderes dafür bezahlen muss, dass bei uns hier die Discounter-Bananen 1 Euro/kg kosten?


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Ja, den politischen Flüchtlingen (= die guten) muss man helfen, das gebietet die Menschlichkeit – aber doch nicht den Wirtschaftsflüchtlingen (= die schlechten). Also denen, die sich zusammenbrechenden Verhältnissen und Gesellschaften gegenübersehen, zu denen wir beigetragen haben. Oder?