Europa wird lebendig

Merkt Ihr was? Das wirtschaftliche Europa bricht zusammen, das politische Europa ist eine Farce, aber … das zivilgesellschaftliche Europa erhebt sich. Deutlich sichtbar, kraftvoll und emotional.

Die SZ schreibt: „Die Willkommensinitiativen sind die wirksamste politische Demonstration seit Menschengedenken, der „Aufstand der Anständigen“, der als Demo auf dem Marktplatz außer den Teilnehmern niemanden erreicht hätte. Sie versammelt sich nicht unter Spruchbändern und vor Mikrofonen, sondern in Zelten, Kleiderkammern, hinter Kuchentischen und an Bahnsteigen, sie organisiert sich nicht durch offizielle Aufrufe, sondern in den Netzwerken, die auf ihre Weise auch die Flüchtlinge nutzen.“

Die NZZ hierzu: „Es dürfte auch damit zu tun haben, dass der Entfaltung der Willkommenskultur eine lange Erziehung des Gefühls vorausliegt. Wir sind als Einwanderungsgesellschaften weltoffener geworden, hegen als Demokratiegewohnte höhere Begriffe vom Eigenwert der Individuen. Leidvermeidung hat als Imperativ das Lob der Fähigkeit, Härten zu erdulden, abgelöst. Immer weniger Bürger können es noch ertragen, dass Menschen, die vor Krieg und Verfolgung fliehen, gerettet werden könnten, aber vor Europas Grenzen zugrunde gehen. (…)
Für welche Wandlung steht die Willkommenskultur? Vor allem für ein Mehr an tätigem Mitgefühl. Und lässt sich Mitgefühl zu jenen spezifischen Emotionen rechnen, welche die demokratische Kultur grundieren? Neben der Liebe zur Freiheit, dem Sinn für Gerechtigkeit, politische Gleichheit, bürgerliche Verantwortung & Mäßigung gehört die Teilnahme an Schicksalen anderer gewiss zum demokratischen Affekthaushalt der Moderne. Im Willkommen für die Flüchtlinge schimmern freilich weitere Traditionen durch: das christliche Lob der Nächstenliebe sowie dessen säkularisierte Form, der Aufruf zu Brüderlichkeit. Grenzüberschreitende Brüderlichkeit beschworen auch Politiker wie der deutsche Reichskanzler Gustav Bauer, als sie nach dem Ersten Weltkrieg für den Völkerbund warben & sich von dessen Existenz nicht nur eine Stabilisierung des Friedens, sondern überdies eine positive Rückwirkung auf die Demokratie im eigenen Land erhofften. … Doch die Moralität des Willkommens überzeugt. Es gibt zu viel Geiz, Besitzstandswahrung, Ignoranz, Wegsehen, Verhärtung in der Welt. Dem Kleinmut durch aktive Mitmenschlichkeit ein Ende zu bereiten, ist aller Ehren wert.“

Und, was ist jetzt zu tun? Jens Best geht dieser Frage hier nach.


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