People of Nowhere from Lior Sperandeo on Vimeo.
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Europa 2015
Am letzten Samstag war ich für die IHA auf Einladung der Linken im Bundestag. Was ich über die Lage auf dem Balkan und über die Idee Europas zu sagen hatte, gibt es hier als Mitschnitt:
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Sehr sehenswert und authentisch ist auch der Bericht von Lena Mevenkamp und Alina Weber:
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Die Lage auf Lesbos – ein Drama
Die angehende Ärztin Maria ist der beeindruckendste Menschen, den ich in diesem Jahr kennenlernen durfte. Sie war nicht nur federführend am Keleti Bahnhof in Budapest und in Röszke an der ungarisch-serbischen Grenze, sondern engagierte sich jetzt auch auf Lesbos:
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Bitte spendet jetzt!
Wir erleben aktuell spannende Zeiten, um es euphemistisch auszudrücken. Wir sind mit Problemen (im Wirtschaftssprech würde man Herausforderungen dazu sagen) konfrontiert, für die wir ob ihrer schieren Größe keine adäquaten Lösungen parat haben. Es ist aber nicht nur die Größe und Anzahl der Probleme, sondern vor allem deren Qualität. Auf eine Flucht von Kriegsgeplagten kann man nicht mit Grenzzäunen, Stacheldraht und Schikane reagieren, das widerspricht nicht zuletzt dem Sinn der Genfer Konvention.
Während auf politischer Ebene Ratlosigkeit und Besitzstandswahrung herrscht, hat die Zivilgesellschaft schnell, pragmatisch und wirkungsvoll reagiert. Denn die grundlegende Versorgung mit überlebensnotwendigen Gütern und Hilfsstrukturen wird in Europa und dessen Außengrenzen von freiwilligen HelferInnen gestemmt – was zunehmend die Funktion von (im Besonderen intereuropäischer) Politik und Verwaltung in Frage stellt, dauerhaft auf ehrenamtlicher Basis aber gar nicht zu leisten sein wird.
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Europa wird lebendig
Merkt Ihr was? Das wirtschaftliche Europa bricht zusammen, das politische Europa ist eine Farce, aber … das zivilgesellschaftliche Europa erhebt sich. Deutlich sichtbar, kraftvoll und emotional.
Die SZ schreibt: „Die Willkommensinitiativen sind die wirksamste politische Demonstration seit Menschengedenken, der „Aufstand der Anständigen“, der als Demo auf dem Marktplatz außer den Teilnehmern niemanden erreicht hätte. Sie versammelt sich nicht unter Spruchbändern und vor Mikrofonen, sondern in Zelten, Kleiderkammern, hinter Kuchentischen und an Bahnsteigen, sie organisiert sich nicht durch offizielle Aufrufe, sondern in den Netzwerken, die auf ihre Weise auch die Flüchtlinge nutzen.“
Die NZZ hierzu: „Es dürfte auch damit zu tun haben, dass der Entfaltung der Willkommenskultur eine lange Erziehung des Gefühls vorausliegt. Wir sind als Einwanderungsgesellschaften weltoffener geworden, hegen als Demokratiegewohnte höhere Begriffe vom Eigenwert der Individuen. Leidvermeidung hat als Imperativ das Lob der Fähigkeit, Härten zu erdulden, abgelöst. Immer weniger Bürger können es noch ertragen, dass Menschen, die vor Krieg und Verfolgung fliehen, gerettet werden könnten, aber vor Europas Grenzen zugrunde gehen. (…)
Für welche Wandlung steht die Willkommenskultur? Vor allem für ein Mehr an tätigem Mitgefühl. Und lässt sich Mitgefühl zu jenen spezifischen Emotionen rechnen, welche die demokratische Kultur grundieren? Neben der Liebe zur Freiheit, dem Sinn für Gerechtigkeit, politische Gleichheit, bürgerliche Verantwortung & Mäßigung gehört die Teilnahme an Schicksalen anderer gewiss zum demokratischen Affekthaushalt der Moderne. Im Willkommen für die Flüchtlinge schimmern freilich weitere Traditionen durch: das christliche Lob der Nächstenliebe sowie dessen säkularisierte Form, der Aufruf zu Brüderlichkeit. Grenzüberschreitende Brüderlichkeit beschworen auch Politiker wie der deutsche Reichskanzler Gustav Bauer, als sie nach dem Ersten Weltkrieg für den Völkerbund warben & sich von dessen Existenz nicht nur eine Stabilisierung des Friedens, sondern überdies eine positive Rückwirkung auf die Demokratie im eigenen Land erhofften. … Doch die Moralität des Willkommens überzeugt. Es gibt zu viel Geiz, Besitzstandswahrung, Ignoranz, Wegsehen, Verhärtung in der Welt. Dem Kleinmut durch aktive Mitmenschlichkeit ein Ende zu bereiten, ist aller Ehren wert.“
Und, was ist jetzt zu tun? Jens Best geht dieser Frage hier nach.
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IHA – Schnelle Hilfe für akute Notlagen
Die Erfahrungen an der ungarisch-serbischen Grenze Anfang September haben das gesamte Team sehr geprägt und wir sehen den dringenden Bedarf, flüchtenden Menschen in akut auftretenden Notlagen durch ähnliche Hilfsaktionen zur Seite zu stehen. Denn die Situation der Flüchtlinge an den Außengrenzen der Europäischen Union ist dramatisch. Es fehlt an allem, es gibt nur wenig behördliche Hilfe, die Arbeit der NGOs wird behindert.
Darum haben wir eine kleine Organisationsstruktur (Datenbank für Volunteers, Website und Kommunikationstools) mit dem Namen IHA „InterEuropean Human Aid Association“ geschaffen, über die im Bedarfsfall – und während ich diese Zeilen schreibe, überschlagen sich die Hilferufe aus Serbien – innerhalb weniger Stunden reagiert werden kann.
Hierdurch können zwei Engpässe beseitigt werden, die im Zweifel Menschenleben kosten:
- Die Zeit wird überbrückt, bis die großen NGOs (UNHCR, MSF, STC) vor Ort sind, mit denen wir kooperieren und in ständigem Kontakt stehen.
- Als Team bestehend aus Privatpersonen können wir handeln, wo anderen aus diplomatischen/politischen Gründen die Hände gebunden sind.
Bitte meldet Euch als Akut-Helfer (= dort hinfahren, wo die Not am größten ist), Geld- und Sachspender und/oder Multiplikator: http://www.iha.help
Die Zivilisation geht vor die Hunde
In der vergangenen Woche habe ich drei Fahrten nach Ungarn organisiert. Bei zweien davon war ich selbst mit dabei und tue mir schwer, das Erlebte so zu berichten, dass die Ausmaße des Leids und der Katastrophe begreifbar werden.
Darum bin ich sehr froh darüber, das Travis aus unserem Team ihre Gedanken hier schon mal zu Papier gebracht hat.
Danke für Eure Spenden, ohne die wäre unsere Hilfe vor Ort nicht möglich gewesen! Z.b. haben wir mit dem Bauern eine Vereinbarung über das hier gezeigten Gewächshaus getroffen:
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