Der Regelfall, keine tragische Ausnahme!

Was waren wir doch alle betroffen, als das Bild des „kleinen Aylan“ durch die Presse ging! Und zwar genau fünf Minuten, dann wurde noch ein Tag lang in den Sozialen Medien darüber gebullshittet, ob man Bilder von Toten zeigen darf und irgendwann hatte auch der letzte Politkerdarsteller sein Mitleid in die Kameras geheuchelt.

Könnte ich jetzt sagen, dass seitdem nichts passiert sei und die Verantwortlichen ihren Worten keine Taten haben folgen lassen, wäre das sogar besser als das was dann folgte. Denn statt sichere Routen für Flüchtlinge zu schaffen …
Zurück zur allgemeinen Betroffenheit: Fakt ist, es ertrinken täglich Menschen im Mittelmeer. Aylan war keine Ausnahme, sondern der Regelfall. Hier z.B. findet Ihr Bilder toter Kinder von gestern. Der Kommentar von einer Helferin vor Ort in Lesbos hierzu: „WIR HABEN KEINEN PLATZ MEHR UM DIESE MITMENSCHEN ZU BEGRABEN“.
 
Frohe Weihnachten.

Europa 2015

Am letzten Samstag war ich für die IHA auf Einladung der Linken im Bundestag. Was ich über die Lage auf dem Balkan und über die Idee Europas zu sagen hatte, gibt es hier als Mitschnitt:


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Sehr sehenswert und authentisch ist auch der Bericht von Lena Mevenkamp und Alina Weber:


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Die Lage auf Lesbos – ein Drama

Die angehende Ärztin Maria ist der beeindruckendste Menschen, den ich in diesem Jahr kennenlernen durfte. Sie war nicht nur federführend am Keleti Bahnhof in Budapest und in Röszke an der ungarisch-serbischen Grenze, sondern engagierte sich jetzt auch auf Lesbos:


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Für Dich hab ich leider kein Klavier

Auch diese Jahr (08.-25.10) präsentieren die urbanauten, der Isarlust e.V. und der Musik mit Kindern München e.V. erneut bunt gestaltete Pianos im innerstädtischen Isarraum. Unter dem internationalen Motto „Play Me, I’m Yours“ und nach einer Idee von Luke Jerram ist jeder dazu eingeladen, die freistehenden Straßenklaviere zu bespielen. Speziell auf eines dieser Klaviere im Öffentlichen Raum möchte ich hinweisen:

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Das Klavier vor dem Friedensengel wurde von Max Fesl, einem Student der Akademie der Bildenden Künste München, gestaltet. Umwickelt mit 500 m NATO-Draht ist es unmöglich darauf zu spielen. Die Tasten des Klaviers, auf denen man die europäische Hymne spielt, wurden zusätzlich mit einem Hammer bearbeitet.

Fesl über sein Werk: „Die Kombination aus dem NATO-Draht, als Idee der menschenverachtenden Ausgrenzung, mit einem Klavier, als Symbol für hohe elitäre Bildung der wohlhabenden Gesellschaft, lässt das Klavier in einem sozialkritischen Kontext stehen, der genau diese Verhältnisse für den Betrachter erfahrbar macht.“

Bitte spendet jetzt!

Wir erleben aktuell spannende Zeiten, um es euphemistisch auszudrücken. Wir sind mit Problemen (im Wirtschaftssprech würde man Herausforderungen dazu sagen) konfrontiert, für die wir ob ihrer schieren Größe keine adäquaten Lösungen parat haben. Es ist aber nicht nur die Größe und Anzahl der Probleme, sondern vor allem deren Qualität. Auf eine Flucht von Kriegsgeplagten kann man nicht mit Grenzzäunen, Stacheldraht und Schikane reagieren, das widerspricht nicht zuletzt dem Sinn der Genfer Konvention.

Während auf politischer Ebene Ratlosigkeit und Besitzstandswahrung herrscht, hat die Zivilgesellschaft schnell, pragmatisch und wirkungsvoll reagiert. Denn die grundlegende Versorgung mit überlebensnotwendigen Gütern und Hilfsstrukturen wird in Europa und dessen Außengrenzen von freiwilligen HelferInnen gestemmt – was zunehmend die Funktion von (im Besonderen intereuropäischer) Politik und Verwaltung in Frage stellt, dauerhaft auf ehrenamtlicher Basis aber gar nicht zu leisten sein wird.


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Europa wird lebendig

Merkt Ihr was? Das wirtschaftliche Europa bricht zusammen, das politische Europa ist eine Farce, aber … das zivilgesellschaftliche Europa erhebt sich. Deutlich sichtbar, kraftvoll und emotional.

Die SZ schreibt: „Die Willkommensinitiativen sind die wirksamste politische Demonstration seit Menschengedenken, der „Aufstand der Anständigen“, der als Demo auf dem Marktplatz außer den Teilnehmern niemanden erreicht hätte. Sie versammelt sich nicht unter Spruchbändern und vor Mikrofonen, sondern in Zelten, Kleiderkammern, hinter Kuchentischen und an Bahnsteigen, sie organisiert sich nicht durch offizielle Aufrufe, sondern in den Netzwerken, die auf ihre Weise auch die Flüchtlinge nutzen.“

Die NZZ hierzu: „Es dürfte auch damit zu tun haben, dass der Entfaltung der Willkommenskultur eine lange Erziehung des Gefühls vorausliegt. Wir sind als Einwanderungsgesellschaften weltoffener geworden, hegen als Demokratiegewohnte höhere Begriffe vom Eigenwert der Individuen. Leidvermeidung hat als Imperativ das Lob der Fähigkeit, Härten zu erdulden, abgelöst. Immer weniger Bürger können es noch ertragen, dass Menschen, die vor Krieg und Verfolgung fliehen, gerettet werden könnten, aber vor Europas Grenzen zugrunde gehen. (…)
Für welche Wandlung steht die Willkommenskultur? Vor allem für ein Mehr an tätigem Mitgefühl. Und lässt sich Mitgefühl zu jenen spezifischen Emotionen rechnen, welche die demokratische Kultur grundieren? Neben der Liebe zur Freiheit, dem Sinn für Gerechtigkeit, politische Gleichheit, bürgerliche Verantwortung & Mäßigung gehört die Teilnahme an Schicksalen anderer gewiss zum demokratischen Affekthaushalt der Moderne. Im Willkommen für die Flüchtlinge schimmern freilich weitere Traditionen durch: das christliche Lob der Nächstenliebe sowie dessen säkularisierte Form, der Aufruf zu Brüderlichkeit. Grenzüberschreitende Brüderlichkeit beschworen auch Politiker wie der deutsche Reichskanzler Gustav Bauer, als sie nach dem Ersten Weltkrieg für den Völkerbund warben & sich von dessen Existenz nicht nur eine Stabilisierung des Friedens, sondern überdies eine positive Rückwirkung auf die Demokratie im eigenen Land erhofften. … Doch die Moralität des Willkommens überzeugt. Es gibt zu viel Geiz, Besitzstandswahrung, Ignoranz, Wegsehen, Verhärtung in der Welt. Dem Kleinmut durch aktive Mitmenschlichkeit ein Ende zu bereiten, ist aller Ehren wert.“

Und, was ist jetzt zu tun? Jens Best geht dieser Frage hier nach.


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IHA – Schnelle Hilfe für akute Notlagen

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Die Erfahrungen an der ungarisch-serbischen Grenze Anfang September haben das gesamte Team sehr geprägt und wir sehen den dringenden Bedarf, flüchtenden Menschen in akut auftretenden Notlagen durch ähnliche Hilfsaktionen zur Seite zu stehen. Denn die Situation der Flüchtlinge an den Außengrenzen der Europäischen Union ist dramatisch. Es fehlt an allem, es gibt nur wenig behördliche Hilfe, die Arbeit der NGOs wird behindert.

Darum haben wir eine kleine Organisationsstruktur (Datenbank für Volunteers, Website und Kommunikationstools) mit dem Namen IHAInterEuropean Human Aid Association“ geschaffen, über die im Bedarfsfall – und während ich diese Zeilen schreibe, überschlagen sich die Hilferufe aus Serbien – innerhalb weniger Stunden reagiert werden kann.

Hierdurch können zwei Engpässe beseitigt werden, die im Zweifel Menschenleben kosten:

  1. Die Zeit wird überbrückt, bis die großen NGOs (UNHCR, MSF, STC) vor Ort sind, mit denen wir kooperieren und in ständigem Kontakt stehen.
  2. Als Team bestehend aus Privatpersonen können wir handeln, wo anderen aus diplomatischen/politischen Gründen die Hände gebunden sind.

Bitte meldet Euch als Akut-Helfer (= dort hinfahren, wo die Not am größten ist), Geld- und Sachspender und/oder Multiplikator: http://www.iha.help

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Die Zivilisation geht vor die Hunde

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In der vergangenen Woche habe ich drei Fahrten nach Ungarn organisiert. Bei zweien davon war ich selbst mit dabei und tue mir schwer, das Erlebte so zu berichten, dass die Ausmaße des Leids und der Katastrophe begreifbar werden.

Darum bin ich sehr froh darüber, das Travis aus unserem Team ihre Gedanken hier schon mal zu Papier gebracht hat.

Danke für Eure Spenden, ohne die wäre unsere Hilfe vor Ort nicht möglich gewesen! Z.b. haben wir mit dem Bauern eine Vereinbarung über das hier gezeigten Gewächshaus getroffen:


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