Imperiale Lebensweise

Politologe Markus Wissen:
„Wir beschreiben Konsum- und Produktionsmuster, die vor allem in den Industriestaaten üblich sind und auf der überproportionalen Aneignung von Arbeitskraft und Natur in den Entwicklungsländern beruhen. Sie ermöglichen der Ober- und Mittelschicht ein gutes Leben; in geringerem Maße auch den Arbeitern. Diese Muster sind aber nicht verallgemeinerbar, weil sie auf Ausbeutung beruhen und die Lebensbedingungen von Menschen andernorts untergraben. Unser Konsum geht zu Lasten anderer. Der Begriff „imperiale Lebensweise“ weist darauf hin, dass die Herrschaftsförmigkeit, die in den internationalen Beziehungen angelegt ist, in den Alltag eingeht. So wird sie normalisiert und zum Verschwinden gebracht.“

Hier gehts zum vollständigen SZ-Interview und hier zum lesenswerten Buch Neben uns die Sintflut von Stephan Lessenich.

Neue Bauernregeln und alte Fronten

Das Bundesumweltministerium startete neulich eine Kampagne mit neuen Bauernregeln – u.a. „Zu viel Dünger, das ist Fakt, ist fürs Grundwasser beknackt.“ oder „Haut Ackergift die Pflanzen um, bleiben auch die Vögel stumm.“

Ministerin Barbara Hendricks betont dabei (Rede als Text), wie wichtig die breite Diskussion über eine soziale und ökologische Landwirtschaft ist:


Beim Abspielen des Videos werden Deine IP-Adresse und möglicherweise weitere personenbezogene Daten an Dritte übertragen.

Es ist erschreckend, wie Hendricks seitdem angegangen wurde. Die Verfechter der chemisch-synthetischen Landwirtschaft sehen rot. Ganz vorne dran der Bauernverband („Schließt der Bauer Hof und Stall, brachten Umweltauflagen ihn zu Fall.“) und Landwirtschaftsminister Christian Schmidt: „Eine steuerfinanzierte Kampagne, die die Diffamierung eines gesamten Berufsstandes mindestens in Kauf nimmt, gehört meiner Ansicht nach nicht in den Instrumentenkasten guter Regierungskommunikation. Ich fordere Sie auf, die Kampagne sofort zu beenden und sich für den entstandenen Schaden bei den Bäuerinnen und Bauern öffentlich zu entschuldigen.“ – hier die Antwort von Hendricks.

In den sozialen Medien haben sich die Trolle der Agrarlobby in Stellung gebracht. Und wir Naivlinge hatten schon fast geglaubt, es gäbe ein Umdenken hin zu zukunftsfähiger Landwirtschaft. Aber eines muss man der Bundesumweltministerin lassen: Die Diskussion ist in Gang gekommen.

Was wir haben und was wir daraus machen

Was wir haben: die Erfahrungen aus zwei Weltkriegen
Was wir daraus machen: Waffenexporte

Was wir haben: das höchste Bildungslevel der Menschheitsgeschichte
Was wir daraus machen: täglich stundenlang Privatfernsehen glotzen

Was wir haben: das leistungsfähigste medizinische System
Was wir daraus machen: Brustvergrößerungen

Was wir haben: Verantwortung aus der NS-Zeit
Was wir daraus machen: die AfD

Was wir haben: eine Weltgemeinschaft der Vereinten Nationen
Was wir daraus machen: einen Debattierclub

Was wir haben: Kenntnisse über den Ursprung des Lebens
Was wir daraus machen: geklonte Organismen

Was wir haben: Kenntnisse über das Wesen von Materie
Was wir daraus machen: Atombomben

Was wir haben: Menschenrechte & Konventionen
Was wir daraus machen: Forderungen nach Obergrenzen

Was wir haben: 200 Jahre Aufklärung
Was wir daraus machen: Kapitalismus und Ausbeutung

Lasst uns das ändern.

Horst und Donald

Horst Seehofer sagte: „Mir gefällt, dass er die Menschen direkt anspricht und ihre Lebensrealität berücksichtigt. Nicht abstrakt, nicht verschwurbelt, sondern mit konkreten Antworten. Das finde ich gut.“

Nachdem Donald Trump folgendes sagte

… über Hillary Clintons Präsidentschaftskandidatur: „Wenn Hillary Clinton nicht einmal ihren Ehemann befriedigen kann, was lässt sie glauben, sie könnte Amerika befriedigen?“

… über sein Aussehen: „Meine Finger sind lang und schön, wie, wie gut dokumentiert wurde, auch andere Teile meines Körpers.“

… über Angela Merkels Wahl zur „Person des Jahres“ im „Time“-Magazin: „Damit ist jene Person gewählt worden, die Deutschland ruiniert.“

… über Frauen (In einem 2005 aufgenommenen Video mit TV-Moderator Billy Bush): „Und wenn Du ein Star bist, lassen sie dich alles machen. Du kannst sie überall anfassen, an der Muschi, überall.“

… über Clintons Email-Affäre: „Ich sage Ihnen eins: Hillary Clinton muss in den Knast. Ehrlich, Leute – sie ist sowas von schuldig.“

… über US-Präsident Barack Obama: „Der IS verehrt Präsident Obama. Er ist der Gründer des IS. (…) Und ich würde sagen, die Co-Gründerin ist die korrupte Hillary Clinton.“

… über die Foltermethoden des IS: „Waterboarding ist Peanuts verglichen mit dem, was sie mit uns machen. Da drüben machen sie kein Waterboarding, da hacken sie Menschen den Kopf ab.“

… über ethnische Minderheiten: „Faulheit ist eine Eigenschaft der Schwarzen. …Schwarze, die mein Geld zählen! Ich hasse es.“

… über Waffen und Militär: „Ich werde unser Militär so groß, so mächtig und so stark machen, dass sich niemand mit uns anlegt.“ sowie „Wir werden unseren zweiten Verfassungszusatz schützen. Wenn ich Präsident werde, könnt ihr auf mich zählen. Ich lasse nicht zu, dass man uns unsere Waffen wegnimmt!“

… über seinen Kampf gegen den Terrorismus: „Der IS verdient sein Geld mit Öl. Ich werde allen Mist aus ihnen herausbomben, Pipelines und Raffinerien in die Luft jagen.“

… über seine Beliebtheit: „Ich könnte mitten auf der 5th Avenue stehen und auf jemanden schießen, und ich würde trotzdem keine Wähler verlieren.“

… über die Umwelt: „Bio ist für mich Abfall!“

… über Terroristen: „Die andere Sache mit den Terroristen ist die, dass man ihre Familien ausschalten muss, wenn man sie zu fassen bekommt.“

Ich muss das jetzt sagen …

… sonst platze ich:

An einem Tag, an dem die elitäre Berufspolitikerkaste einen Einlauf bis zu den Mandeln bekommen hat, an einem Tag, an dem – mit Bernie Sanders – ein linker Alt-Hippie (vermutlich) mehr Stimmen bekommen hätte, als die oligopol-abhängige Hillary Clinton, an diesem Tag blockiert der im Industrialismus stehengebliebene Wirtschaftslobbyist Sigmar Gabriel die sowieso schon unterdimensionierten Klimaschutzpläne, wodurch er einen ökosozialen Wandel in eine postkapitalistische Gesellschaft torpediert und den nächsten Generationen die Lebensgrundlage noch weiter entzieht.

Aber hinterher wundern wir uns wieder, wie es mit dem Planeten und der vermeintlichen Zivilisation nur soweit kommen konnte.

Die Schuld unserer Generation

Fassungslos saßen wir im Geschichtsunterricht, als wir Dokumentationen über Vernichtungslager auf VHS-Kassetten gezeigt bekamen. Sprachlos waren wir während des Besuchs im KZ Buchenwald. Die Verbrechen waren monströs, das Leid der Menschen erdrückend. Die Empathischen unter uns suchten Beruhigung in der Erklärung, dass das alles ja schon lange her wäre und mit uns persönlich auch nichts zu tun hätte. Die Abgeklärteren meinten, irgendwann sei es an der Zeit, einen Schlussstrich zu ziehen und sowas sei in ähnlicher Form schon in vielen Kulturen vorgekommen. Aber alle stellten sich die Frage: Wie konnte es dazu kommen? Die Generation unserer Großeltern hatte unermeßliche Schuld auf sich geladen.

Heute zerstört das neoliberale, marktkonforme Europa die Lebensgrundlagen im globalen Süden und tötet tausendfach durch bewusst unterlassene Hilfeleistung im Mittelmeer, Nordafrika und dem Nahen Osten. Staaten töten durch direkte Waffenlieferungen in Krisengebiete,  destabilisieren eine Region nach der anderen durch Geld, militärische Interventionen und geostrategische Machtspiele. Die Zivilgesellschaft ist ängstlich geworden, jeder Depp kann Terror(angst) verbreiten, gewählt wird wieder deutlich rechts von der Mitte. Heute sehe ich – nahezu live – Enthauptungen, zerfetzte Kinderkörper, Berichte von monatelang vergewaltigten Sklavinnen und sinkende Flüchtlingsboote im Internet. Die CSU fordert Obergrenzen.

Meine Generation hat unerträgliche Schuld auf sich geladen. Und ich stelle mir die Frage: Wie konnte es zu all dem kommen?

12028811_10154220455619348_2068998328343201459_o

Wo sind all die (Nachhaltigkeits)Blogger hin?

Als wir im Herbst 2007 am Launch von utopia.de arbeiteten und medial der Begriff Lohas um sich griff, veröffentlichte Klaus Eck eine Übersicht der damals führenden Nachhaltigkeitsblogs.

Aus Interesse habe ich einfach mal nachgesehen, welche dieser Blogs noch aktiv sind:

  1. Karma-Konsum
  2. Nachhaltigkeit Blog
  3. NachhaltigBeobachtet
  4. Lohas Lifestyle
  5. Das LOHAS-Blog
  6. Nachhall-Texter
  7. Der Klimawandel Blog
  8. MangooMangoo
  9. Konsumguerilla
  10. Vitalgenuss
  11. Verantwortung Jetzt
  12. Landscaping
  13. Sustainabl

Vielen Dank an Christoph, Herwig und Det für’s Durchhalten!

Wir sind das Volk – Wir haben die Verantwortung

In den letzten Monaten saß ich oft mit Tränen in den Augen vor dem Computer. Die Erlebnisberichte, Fotos und Videos der Geflüchteten, der Gefolterten und/oder Getöteten waren und sind unerträglich. Die Geschehnisse der Gegenwart bleiben nicht hinter den Kriegsverbrechen vermeintlich vergangener Zeiten zurück. Und wähnten wir uns im Wohlstandsdeutschland noch zuversichtlich, aus der Geschichte gelernt zu haben, formieren sich jetzt AfD, Pegida und andere Hetzer zu neuem völkischem Bodensatz. Statt von Zuversicht lassen wir uns von Angst leiten. Statt Menschlichkeit und Nächstenliebe aktiv zu leben, betreiben wir Besitzstandswahrung und Ausgrenzung. Das muss sich ändern.


Beim Abspielen des Videos werden Deine IP-Adresse und möglicherweise weitere personenbezogene Daten an Dritte übertragen.

Wir sind das Volk. Wir sind das Grundgesetz. – Wir haben die Verantwortung.

 

Varoufakis in München

Gestern war Yanis Varoufakis in München. Überschrieben war der von Christian Ude moderierte Abend mit dem Titel „under construction: europe“. Berichtet wurde u.a. hier (SZ), hier (tz) und hier (Merkur).

2016-01-12 20.52.04

Neben einem interessanten Blick auf die Ursachen und deren Wirkung bezüglich „Vereinigte Staaten von Europa vs. nationalstaatliches Kleinklein“, gab es diesen bemerkenswerten Dialog:

Ude gespielt überrascht: I read in the newspaper today that you would vote Merkel. Is it because of her opinion towards refuges or …
Varoufakis fällt ihm ins Wort: Yes.
Ude wirklich überrascht: But this was just one single decision.
Varoufakis: Yes, but it is huge!

PS: vergleicht mal den letzten Satz des tz-Artikels mit meinem Tweet von der Veranstaltung 🙂