Der kleine Unterschied

Auf dem Weg in die Berge befinden sich mein Sohn und ich in der Todeszone. Das ist der Landstrich zwischen München und Österreich, wo egoFM nicht mehr und FM4 noch nicht empfangen werden kann. Es läuft Antenne Bayern im Autoradio, Andreas Bourani singt irgendwas mit „Mein Herz schlägt schneller als Deins“.

Er: Papa?
Ich: Ja?
Er: Schlägt mein Herz auch schneller als Deins?
Ich: Ja, weil Du jünger bist. Dein Herzschlag ist schneller als der von Erwachsenen.
Er: Und ist Dein Herz schneller oder das von der Mama?
Ich: Hm, bin mir nicht sicher. Denn Männer haben langsamere Herzen als Frauen, aber Mama ist ein paar Jahre älter – vielleicht gleicht sich das aus.
Er: Aber dafür können wir im Stehen pieseln und Frauen nicht.

Nazivergleiche hinken immer

Ich weiß nicht mehr wann genau es bei mir war, aber irgendwann zwischen Kindheit und Teenagerphase begreift man die gewaltigen Ausmaße der NS-Zeit und fragt sich, wie das alles nur geschehen konnte. Wieso Menschen so etwas verbrechen, warum die Bevölkerung davon angeblich nichts wusste (was natürlich gelogen war, aber seinen Großeltern möchte man ja glauben) und warum das alles von der Weltgemeinschaft zugelassen wurde.

Viele Gewaltherrscher und Gräueltaten später ist es wieder soweit: Folter, Massenmorde und Vergewaltigungslager. Es passiert jeden Tag. Wir alle wissen davon und die Weltgemeinschaft lässt es zu. Wie damals.

Der Artikel ISIS Enshrines a Theology of Rape macht sprach- und hilflos:

“He said that raping me is his prayer to God. I said to him, ‘What you’re doing to me is wrong, and it will not bring you closer to God.’ And he said, ‘No, it’s allowed. It’s halal,’ ”

Wie erkläre ich das alles eines Tages meinen Kindern?

Husch, husch, husch – Neger in den Busch

Da ziehen sie wieder öffentlich und ungeniert durch die Straßen, die Ausländerfeinde und Menschenhasser. Machen Jagd auf Flüchtlinge und zünden Unterkünfte an. „Wer Deutschland nicht liebt, soll Deutschland verlassen!

Dass „die Afrikaner“ aber ja gerade nach Europa und Deutschland kommen, weil es hier so attraktiv ist, übersteigt den dialektischen Horizont dieser geifernden Orks ebenso, wie ihr eigener Einfluss auf die Flüchtlingsströme dadurch, dass sie ihr Dosenbier beim Discounter und ihr Brot im Backshop kaufen. Über den Zusammenhang des eigenen Lebensstils mit der Ausbeutung von Menschen oder der Zerstörung von Lebensgrundlagen (speziell in Afrika, zunehmend aber auch in Südamerika) kann man mit erhobenem rechten Arm eben nicht so gut nachdenken.

Doch es ist ganz einfach: mehr billig = weniger Busch = nix husch husch.

Irgendwer muss die externalisierten Kosten ja tragen. Irgendwo muss die Urproduktion für Lebens- und Futtermittel sowie Biosprit ja stattfinden. Kostendruck war gestern, Enteignung und Zwangsverkauf von Grund und Boden sind zunehmend an dessen Stelle getreten. Landraub (engl. Landgrabbing) ist seit Jahren ein massives Problem, fliegt aber aus unerfindlichen Gründen für die meisten unter dem Radar. Die Aneignung von Boden ist so alt wie die Menschheit – bedingt durch das Bevölkerungswachstum, die ständig steigende Fleischproduktion, welche immer mehr Futtermittel benötigt und stetig abnehmende Ressourcen avanciert Landraub zunehmend zu einer Zeitbombe mit enormer sozialer Sprengkraft. So lange wir nicht aufhören, auf Kosten der restlichen Welt zu leben und eine ernsthafte Diskussion um Verteilungsgerechtigkeit und den Zugang zu Ressourcen führen, werden immer mehr der „Armutsflüchtlinge“ kommen … und zwar zu Recht.

„LANDRAUB portraitiert die Investoren und ihre Opfer. Ihr Selbstbild könnte unterschiedlicher nicht sein. Die einen sprechen von gesundem Wirtschaften, Sicherung der Nahrungsversorgung und Wohlstand für alle. Die anderen erzählen von Vertreibung, Versklavung und vom Verlust der wirtschaftlichen Grundlagen.“ (Zitat von Filmwebsite)


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Kinostart in Deutschland: 08. Oktober 2015

Und bis wir eine andere Landwirtschaftspolitik haben und Externalisierung verboten wird, gehen wir einfach weiterhin wie folgt vor:

1. Wir versenken die Flüchtlingsboote – damit weniger losfahren.
2. Wir lassen Flüchtlinge im Mittelmeer sterben – spart kosten und schreckt ab.
3. Wir bauen höher Zäune. (hier als Computerspiel)
4. Weisen mehr sichere Drittstaaten aus und machen damit den Balkan dicht.
5. Wer es dann immer noch schafft, den bewerfen wir eben mit Steinen.

Von Besitz und Eigentum

„Wenn man es recht bedenkt, pflanzt sich nichts leichter fort als der Standpunkt der Besitzenden, dass ihnen das, was sie haben, zusteht. Wir entwickeln von früher Kindheit an systematisch die Überzeugung, dass uns die Spielsachen, die Kleider, der Wohnraum rechtmäßig gehören. Es ist die natürliche Basis, auf der die ideologische Überzeugung der Herrschenden und Besitzenden beruht, es sei richtig, gebührend und erforderlich, dass sie viel haben und die anderen wesentlich weniger.“ – Yanis Varoufakis

Wie wird die Menschheit künftig satt?

Für mich habe ich die Entscheidung Fleisch oder nicht Fleisch bereits vor vielen Jahren getroffen. Seitdem hat sich in der Diskussion über eine zukunftsfähige Ernährungsweise viel getan, auch wenn die Diskurshöhe anlässlich des Veggie Days* Gegenteiliges vermuten lässt. Zum Beispiel dämmert es zunehmend mehr Menschen, dass es nicht um westliche Bildungsbürger geht („ich esse eigentlich sehr wenig Fleisch und auch nur Geflügel“), sondern um Ernährungssouveränität und -gerechtigkeit. Denn wenn in Indien der Fleischkonsum weiter zunimmt (und mit welchem Recht könnten ausgerechnet wir als Mahner und Warner auftreten?), dann gehen global bezüglich Klima- und Ressourcenschutz sowieso das Licht aus.

Nach einem der wichtigsten Filme zu diesem Thema taste the waste – übrigens einer der Impulse zur Gründung des Kartoffelkombinats – geht der Autor und Regisseur Valentin Thurn aktuell der Frage nach, wie können 10 Milliarden Menschen ernährt werden? Ohne bereits alles vorweg zu nehmen, ist die Antwort simpel: regional, biologisch und fleischarm.


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Wer nicht die Gelegenheit bekommt, den Film im Kino zu sehen, dem empfehle ich das Begleitbuch Harte Kost (zusammen mit Stefan Kreutzberger) und dieses Interview.

Als Fazit der Dreharbeiten zu „taste the waste“ rief Thurn das foodsharing-Netzwerk ins Leben, als Konsequenz aus „10 Milliarden“ wurde von/mit ihm der Verein taste of Heimat gegründet.

*) lesenswerter Exkurs von Christa Müller: Veggie Day war gestern

Mitgärtnern im Kartoffelkombinat

mitgaertnern_blog

Vor Euch stehen die Sommerferien, vor uns ein Berg an Arbeit. Wer also Lust hat, einen Tag (oder wenn’s Spaß macht gerne auch mehrere) im Kartoffelkombinat mitzuhelfen, ist herzlich willkommen. Gerade in der Kombination Eltern-Kind kann das Mitgärtnern eine tolle Ferienbeschäftigung sein.

Hier mal eine kleine Übersicht:

  • Salate pflanzen
  • Lauch pflanzen
  • Radicchio pflanzen
  • Fenchel pflanzen
  • Kohlrabi pflanzen
  • Zuckerhut pflanzen
  • Zwiebeln pflanzen
  • Tomaten pflegen
  • Gurken pflegen
  • Kohl hacken
  • usw…

Ihr und Eure Kinder bekommt einen ganz neuen Blick auf Lebensmittel, werdet überrascht sein, wie viel Arbeit in einem Salat steckt und geht abends als Belohnung für ein erfülltes Tagwerk geschafft aber glücklich ins Bett 🙂

Meldet Euch bei Interesse bitte direkt bei unserem Gärtnern benny@kartoffelkombinat.de

Abendstimmung im Kartoffelkombinat

Bislang hatten wir im Kartoffelkombinat immer zwei Feste, eines im Mai (wenn die Saison in der Gärtnerei nach langen, dunklen und kalten Monaten endlich los ging) und eines im Herbst (wenn das Arbeitsvolumen der Gärtner wieder übersichtlicher wurde).

Für dieses Jahr nahmen wir uns vor, nur eines zu machen und dieses dann besonders stimmungsvoll zu gestalten. Am besten im Juli vor den Ferien, damit man an einem lauen Sommerabend gemütlich beisammen sitzen kann.

Natürlich kam alles ganz anders: Das Wetter gestern war grenzwertig (starker Wind und dicke Wolken), aber zumindest trocken (hier ein paar Bilder). Anders als in den den Hitzewochen zuvor, kühlte die Luft am frühen Abend deutlich ab, so dass wir letztlich mit Pullovern und Jacken auf die Band warteten, die fast 1,5 Stunden zu spät ankamen, weshalb die Hälfte der Leute schon wieder auf dem Heimweg war, um die Kinder ins Bett zu bringen. Für die wetterfesten Abendgäste hat sich’s dann aber doch gelohnt, noch zu bleiben:


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noch 48h Vorfreude

Übermorgen feiern wir im Kartoffelkombinat das erstes Sommerfest nach unserem Umzug in die neue Gärtnerei. Ein Highlight wird sicherlich der Auftritt von Jahfandu Groove:


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Jetzt muss nur noch das Wetter stimmen – wobei, im warmen Sommerregen zu tanzen hat auch was …